Die ersten “Sterne der Erinnerung”

Wachsendes Gedenken an jüdische Bürger in Treuchtlingen

Uebergabe weklog

Bürgermeister Werner Baum vor der Stele mit den ersten Sternen. Die Inschrift im Zugang lautet: “DEN JÜDISCHEN BÜRGERN”.

“Auch wenn am Ende der Geschichte der Juden in Deutschland ein Völkermord stand, ist die deutsch-jüdische Geschichte sehr viel mehr als nur die Vorgeschichte der Katastrophe.” Bürgermeister Werner Baum zitierte den Berliner Historiker Reinhard Rürup, als er die ersten vier “Sterne der Erinnerung” für das in den Himmel wachsende jüdische Denkmal der Obhut der Treuchtlinger Bevölkerung übergab.
Die Davidssterne aus Rostmetall tragen je drei Familiennamen ehemaliger jüdischer Treuchtlinger.
“Sie sollen an die erinnern, die über Jahrhunderte unter uns lebten als Mitbürger, Vereinskameraden, gute Nachbarn, Freunde. Die Mauern des Vertreibens, Verprügelns, Vergasens und Vergessens sind gefallen. Mit ihren Namen leben die jüdischen Bürger in Treuchtlingen weiter.” So sagte Verleger Walter E. Keller, einer der Initiatoren des Denkmals, schon im ökumenischen Gottesdienst am Vormittag.
Zur Übergabe der Sterne am Denkmal neben der Stadtbücherei drängten sich über 100 Menschen. Anschließend erzählten die Sponsoren im Evang. Gemeindehaus von den Menschen, deren Namen sie gewählt haben. Zunächst kamen die Sprecher der Stadtratsfraktionen zu Wort: Stadträte und Ortssprecher hatten die Patenschaften für drei Namen ehemaliger jüdischer Stadt-und Magistratsräte übernommen; die Ärzteschaft erinnerte sich eines ehemaligen Kollegen, die Lokalzeitung “Treuchtlinger Kurier” ihrer Nachbarn und der wek-Verlag des großen Mäzens von Treuchtlingen und New York Elkan Naumburg, Ehrenbürger von Treuchtlingen. Dessen Urenkel Dr. Christopher London, der in New York und London lebt, war eigens zu der Feier für ein paar Stunden nach Treuchtlingen gekommen. Sichtlich bewegt war er als erster seiner Familie seit 160 Jahren auf den Spuren seines Urgroßvaters unterwegs, der 1850 in die USA ausgewandert war. Dr. London organisiert heute die kostenlosen Naumburg Concerts im Central Park in New York,die sein Urgroßvater Elkan 1905 ins Leben gerufen hat.
Zu den ersten Namenspaten zählen auch die evangelische Kirchengemeinde, die Vorstandschaft des SPD-Ortsvereins und die Sprecherin des Arbeitskreises 9. November Christel Keller.
Inzwischen gibt es bereits Zusagen und Optionen für weitere acht Namenspatenschaften zu je 600;- Euro. Im November 2010 werden die nächsten “Sterne der Erinnerung” auf die Betonstele aufgesetzt, die der Lions Club Altmühltal gesponsert hat.

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