Grenzen des Wachstums sind erreicht

Auszug aus dem Bericht des Treuchtlinger Kuriers vom 28. Januar 2010

Podium-inet

TREUCHTLINGEN (hed) – Das Jubiläumsjahr anlässlich seines 25-jährigen Bestehens läutete der Lions Club Altmühltal ein mit einer Podiumsdiskussion zum Thema “Finanzkrise vorüber – einfach weiter so? Zukunftsfragen, die uns alle angehen”.
Die Podiumsrunde war – bis auf eine Ausnahme – mit “clubeigenem Personal” besetzt. Moderator Walter Keller, Präsident des Lions Clubs Altmühltal, begrüßte in einem gut gefüllten Grafensaal Helmut Lang, Sparkassendirektor a.D. und ehemaliger Verbandsdirektor beim Bayerischen Sparkassen- und Giroverband (Lions Club Gunzenhausen), Prof. Walter Schweidler aus Heidenheim, Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Eichstätt (Lions Club Altmühltal), Günter Grzega aus Treuchtlingen, Dipl.-Bankbetriebswirt, Bankdirektor a.D. und Mitglied im Bundessenat des Bundesverbandes für Wirtschaftsführung und Außenwirtschaft (BWA), sowie Landrat Franz
Xaver Uhl (Lions Club Weißenburg) als Vertreter der Kommunalpolitik.

Kredite als Wertpapiere verpackt

In seinem Impulsreferat umriss Lang in groben Zügen zunächst die Entstehung der Wirtschafts- und Finanzkrise. Als fatal bezeichnete Lang den Umstand, dass die Krise an einem Großteil der Bevölkerung bislang völlig vorbeigegangen sei. “Eine wirkliche Diskussion darüber findet nicht statt”, so der Referent. Dabei hätten die Krise und insbesondere deren soziale Auswirkungen ihren Höhepunkt längst noch nicht erreicht. Lang sprach aber nicht einfach nur von einer Krise, sondern sieht in ihr eine Art Epochenwandel, der am Ende auch im politischen System seinen Niederschlag finden werde.
“Wir brauchen Menschen mit kühlem Kopf, warmem Herz und anpackenden Händen”, so Lang. Er sprach sich für einen aktiven Bürgerstaat aus, in dem sich die Menschen wieder einmischen und die Kompetenzen zurückholen, “die sie vor Jahrzehnten an die Parteien verloren haben”. Dazu gehörten z.B. auch das Überprüfen des eigenen Konsumverhaltens als Einflussnahme auf die Binnennachfrage, regionale Energiekonzepte sowie die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Prof. Walter Schweidler ergänzte
das bereits Gesagte um einige ethische Komponenten. Er stellte fest, dass nicht alles in Zahlen und Gütern messbar sei und dass eine Vernunft ohne Grenzen am Ende zu einer fatalen Selbstüberschätzung führe. Arbeiten allein für Geld könne und dürfe nicht der alleinige Lebensinhalt sein. Das Leben dürfe nicht den Mitteln, die wir zu dessen Erhaltung aufwenden, geopfert werden.

Ökosoziales Wirtschaften als Ausweg

Günter Grzega bezeichnete die derzeitige Krise als Systemkrise eines Kapitalismus, in dem sich in den letzten Jahrzehnten eine zerstörerische Ideologie des Stärkeren Weg gebahnt habe. Seine rhetorische Frage: “Was ist das für eine Welt, in der dann die Aktienkurse steigen, wenn ein Konzern einen neuen Chef bekommt, der erst einmal Massenentlassungen ankündigt?” Er redete einem nachhaltigen, ökosozialen Wirtschaften das Wort, in dem es – wie in allen anderen Lebensbereichen auch – klare Regularien geben müsse:
Franz Xaver Uhl forderte dazu auf, mit Blick auf die Krise nicht durchweg in eine Stimmung aus Ängsten und Zweifeln zu verfallen. Jeder Krise wohnten schließlich auch Chancen inne, die es zu ergreifen gelte. Sein Ausblick auf die Herausforderungen in der Kommunal- und Landkreispolitik fiel aber dennoch ziemlich düster aus.
Mit Blick auf die demografischen Tendenzen und die Entwicklung im ländlichen Bereich, der für unsere Region charakteristisch sei, brauche es völlig neue Konzepte. Am Ende der Expertenrunde wurde klar, dass ein Weiter-so und der Glaube an ein genzenloses Wachstum nicht aus dem Schlamassel herausführen, sondern eher eine weitere, womöglich noch schlimmere Krise heraufbeschwören. Schließlich hat bereits Anfang der 1970-er Jahre der “Club of Rome”, wie Moderator Walter Keller bereits eingangs anmerkte, mit Nachdruck auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen.
In der anschließenden Diskussion wurde aber auch klar, dass ein Ausweg aus dem herkömmlichen Wachstums-System so einfach wohl nicht sein wird.

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