Zeichen der Geschichtslosigkeit

Berlin – Die von Bündnis 90/Die Grünen und der PDS in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg beantragte Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße ist ein weiteres Zeichen der Geschichtslosigkeit in der deutschen Hauptstadt.
Falsch ist die Begründung des Kompromissvorschlags, nur den östlichen Teil zwischen Checkpoint Charlie und der Lindenstraße umzubenennen, weil dieser östliche Teil sowieso erst 1964 der Kochstraße zugeschlagen worden sei.
„Berlin Kochstraße“ war bis zum Zweiten Weltkrieg weltweit das Synonym für das Berliner Zeitungsviertel mit den großen Drei Ullstein, Mosse und Scherl sowie unzähligen kleineren Medienbetrieben. Die berühmteste Adresse war der Ullstein-Verlag in der Kochstraße 23 zwischen Charlottenstraße und Markgrafenstraße (heute GSW).
Nachzulesen in dem in unserem Verlag erschienenen Führer „Vom Zeitungsviertel zum Medienquartier“.

Eine mögliche Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße soll nun bei einer Informationsveranstaltung, die bis spätestens Ende Mai 2005 stattfinden soll, erörtert werden.

Wir meinen: Der Studentenführer Rudi Dutschke hat als Symbol für Gegenöffentlichkeit und Meinungsfreiheit ein Straße verdient. Er hat es nicht verdient, dass wegen des Gedenkens an ihn das Andenken der großen Tradition eines freien Zeitungswesens in Berlin verschwindet.

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